Arbeitsmarkt in der EU: Positive Tendenzen gepaart mit Sorgen in der medizinischen Branche

Über den Arbeitsmarkt innerhalb der EU gibt es in den letzten Monaten immer wieder kleine, positive Meldungen. So hat die EU-Osterweiterung den deutschen Arbeitsmarkt nicht wie erwartet mit Billig-Arbeitskräften überschwemmt und die Experten sind sich einig, dass ein flacher Wachstumspfad zu sehen ist. Trotz der europäischen Schuldenkrise gibt es in Deutschland keinen Grund zum Klagen, denn das reale Bruttoninlandsprodukt ist 2013 um 0,7 Prozent gewachsen. Vor allem im Konsum und im Außenhandel konnte die Wirtschaft sich positiv entwickeln und die Zahl der Erwerbstätigen ist auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung gestiegen. Diese positiven Tendenzen stehen aber im krassen Gegensatz zu den Problemen in bestimmten Branchen. Bei den Autobauern herrscht nach der Abwrackprämie eine Flaute und der Fachkräftemangel in anderen Bereichen führt dazu, dass vermehrt ausländische Bewerber Stellen in Deutschland besetzen.

Das Gesundheitssystem belastet den Staat übermäßig

Die moderne Medizin erhöht die Lebenserwartung und im Durchschnitt werden Männer hierzulande 78 Jahre alt und Frauen sogar 83 Jahre. Mit dem Alter kommt aber auch häufig die Pflegebedürftigkeit und damit wird eine medizinische Versorgung in Größenordnungen notwendig, die noch vor zwei Jahrzehnten fast unvorstellbar waren. Nicht nur Medikamente und Langzeittherapien müssen finanziert werden, sondern auch Pflegepersonal. Überall in Europa sind Pflegekräfte gefragt und im Kantonsspital Luzern offene Stellen zu besetzen, fällt den Schweizern fast ebenso schwer wie vergleichbaren deutschen Einrichtungen. Schon heute gibt es mehr offene Stellen als Personal und in den kommenden Jahren wird sich diese Schere noch weiter öffnen.

Die Sorge um die Pflege im Alter ist berechtigt

Die Pflegestatistik, die alle zwei Jahre erhoben wird, zeigt deutlich einen Anstieg. Während 2005 noch insgesamt 2,13 Millionen Menschen in Deutschland auf Pflege angewiesen waren, rechnet man für das Jahr 2030 mit einer Zunahme um 58 Prozent. Mehr als 3,4 Millionen Menschen werden dann auf medizinische Hilfe und Pflege im Alltag angewiesen sein. Im Jahr 2012 gaben die sozialen Pflegeversicherungen mehr als 22,94 Milliarden Euro aus und natürlich wird diese Summe parallel zur Anzahl der Pflegebedürftigen steigen.

Der vielbeschworene Aufschwung muss kommen

Wenn die Sozialkassen in Deutschland nicht in weniger als 15 Jahren bankrott sein sollen, müssen mehr Erwerbstätige dafür sorgen, dass sich die Kassen füllen. Derzeit betragen die Rücklagen der Pflegeversicherungen noch um die 6,2 Milliarden Euro, doch schon in weniger als drei Jahren wird dieses Polster aufgezehrt sein, wenn die Anzahl der Beschäftigten nicht weiter steigt oder gar sinkt. Konjunkturpakete, niedrige Zinsen und andere Maßnahmen sollen den vielbeschworenen Aufschwung bringen, doch derzeit ist das Wirtschaftswachstum noch zu gering um die erwartete Kostenexplosion im medizinischen Bereich abfangen zu können.